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Erneutes Rekordhoch

«Gold ist eine Modeanlage»

Gold ist so teuer wie seit 30 Jahren nicht mehr. Doch für Anleger lohnt es sich langfristig nur eingeschränkt, sagt Vermögensverwalter Pirmin Hotz.

Pirmin Hotz, der Goldpreis steigt in diesen Tagen von Rekord zu Rekord. Ist das eigentlich ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Pirmin Hotz: Zunächst möchte ich relativieren. Gold ist nur in Dollar gerechnet auf Rekordniveau. Schweizer Anleger rechnen meist in Franken, und hier gab es früher schon deutlich höhere Preise. 1980 kostete 1 Kilo Gold schon über 40 000 Franken. Wer damals investierte, hat bisher nichts verdient und zwischenzeitlich sogar zwei Drittel verloren. Zurzeit kaufen auch grosse Zentralbanken wie die aus Indien und China Gold. In einem engen Markt mit dem knappen Gut Gold führt dies infolgedessen zu einem Preisanstieg.

Immer wieder wird die Inflationsangst als Grund für den Run auf Gold angeführt. Was halten Sie davon?
Hotz: Kurzfristig ist die Konjunktur immer noch so schwach, dass die Teuerung in den nächsten Monaten kein Thema sein dürfte. Auch die Dollarschwäche, die zu höheren Goldpreisen führen soll, ist für mich kein stichhaltiges Argument für höhere Goldpreise. Mir scheint, dass die Anleger zurzeit einem Herdentrieb folgen und Gold eine Modeanlage geworden ist, weil die Investoren den Aktienmärkten weniger trauen als Edelmetallen.

«Die Anleger folgen einem Herdentrieb.»

Pirmin Hotz

Wie stark spielt eine diffuse Angst mit?
Hotz: Die mag es durchaus geben, aber trotzdem würde ich nicht raten, nun auch noch im grösseren Stil Gold zu kaufen. Man kann sicher nichts dagegen haben, wenn man einige wenige Prozente seines Vermögens in Gold anlegt, als realen Wert und gewissen Schutz gegen eine mögliche Inflation. Das sollte man allerdings unabhängig vom Goldpreis tun, den sowieso niemand vorhersagen kann. Man darf auch nicht vergessen, dass Gold keinen Zins bringt und der Kurs in kurzer Zeit durchaus wieder 10 oder 15 Prozent fallen kann.

Wegen der grossen Hilfspakete und der Massnahmen der Notenbanken ist sehr viel Geld im Markt, das irgendwie angelegt werden muss. Sehen Sie die Gefahr der nächsten Blase?
Hotz: Es stimmt natürlich, es ist sehr viel Geld im System, das noch als Liquidität gehortet wird, aber auch teilweise in Anlagen fliesst. Bei den meisten Aktienmärkten würde ich nicht von einer Blase sprechen. Wir sahen hier in den vergangenen Monaten eine Gegenbewegung nach dem vorherigen brutalen Absturz. Wenn die Kurse aber zunächst 50 Prozent fielen und nun seit März im Schnitt wieder 50 Prozent aufholten, heisst das auch, dass hier noch einiges Potenzial besteht, bis die alten Höchststände nur schon annähernd wieder erreicht werden. Es ist bisher erst die Hälfte der Verluste aufgeholt. Natürlich ist die Realwirtschaft alles andere als gesund, doch nach der Übertreibung nach unten sehen wir jetzt eine Normalisierung der überverkauften Situation.

Was bedeutet die gegenwärtige Situation für die die Privatanleger?
Hotz: Anleger sollten die Risiken bei Gold und Immobilien nicht unterschätzen. Aktien und Obligationen gehören mit einem Schwergewicht in das Portefeuille. Die Verteilung auf die beiden grossen Kategorien ist abhängig von der persönlichen Risikoneigung und Risikofähigkeit. Wichtig für mich sind klare, einfache und günstige Anlagen. Am besten eignen sich Direktanlagen statt komplexe und teure strukturierte Produkte, die von den Banken mit Hochdruck vermarktet werden. Dort sind die Margen der Anbieter enorm, und der Käufer übernimmt erst noch Risiken, die er oft gar nicht abschätzen kann, weil die Transparenz dieser Produkte mangelhaft ist.


24. November 2009


Autoren

PRIMIN HOTZ
ist Gründer der Dr. Pirmin Hotz Vermögensverwaltungen in Baar. Die Firma hat 12 Mitarbeiter und betreut Private und Pensionskassen. Bei Hotz stiegen die verwalteten Vermögen um 12%.


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