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Negativzinsen verführen zu teuren Lösungen
20. Juli 2021 | Thomas Hauser

Negativzinsen verführen zu teuren Lösungen

Negativzinsen lösen bei vielen Anlegern den gleichen Reflex aus wie Steuern: Vermeiden, wo es nur geht! Die seit Jahren anhaltenden Negativzinsen sind zwar ein Ärgernis. Anlegerinnen sollten sich aber nicht so ärgern, dass der rationale Blick fürs Ganze verloren geht.

Eine Bankkundin erbt 1.5 Millionen Franken, wovon 1.25 Millionen direkt einer Negativzinsbelastung von 0.75% unterliegen. Sie würde 9’375 Franken bezahlen. Die Bank bietet ihr jedoch eine Freigrenze von 750'000 Franken, wenn sie die anderen 750'000 Franken in ein Mandat zu 0.6% gibt. Eigentlich möchte sie nicht anlegen, tut es aber, da sie dann scheinbar nur 4’500 Franken bezahlt. Was sie bei diesem Entscheid nicht beachtet, sind die Gesamtkosten inklusive der nicht direkt sichtbaren Kosten. Das Mandat setzt die Bank mit Fonds um; innerhalb dieser Fonds fallen Kosten von 1.5% (TER) an. Dazu kommen weitere transaktionsbedingte Kosten von 0.2%. Ihre Gesamtkosten betragen also 2.3% respektive 17’250 Franken. Sie hat also um fast 8'000 Franken höhere Kosten als beim Halten der gesamten Liquidität. Die Moral von der Geschichte: Hinterfragen Sie grosszügige Angebote von Freigrenzen kritisch nach versteckten Kosten!