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Hedge Funds bleiben die Rendite schuldig

Mit dem Anlagenotstand gewinnen Hedge Funds wieder an Attraktivität. Doch trotz des förderlichen Börsenumfelds vermögen sie nicht zu brillieren.

Es ist ein kleiner Trost für frustrierte Privatanleger. Auch die cleversten Investoren können dieses Jahr kaum Erfolge ausweisen. Die Rede ist von Hedge Funds und deren Manager, die als besonders weitsichtig gelten. Bill Ackman etwa hat wegen der Wette auf das Pharmaunternehmen Valeant fast 20% verloren. Der Pure Alpha Fund von Bridgewater, der grösste Hedge Fund weltweit, hat laut Medienberichten im ersten Quartal fast 7% eingebüsst. Das sind herausgepickte Einzelfälle, aber sie sprechen für die Schwierigkeiten der ganzen 3-Bio.-$- Branche.

Gemessen am nach Vermögen gewichteten Index von Hedge Fund Research (HFR) lagen sie Ende Mai 1,5% im Minus. Wenn es so weiter geht, droht das zweite Verlustjahr in Folge. Mit einem ETF auf den S&P500 hätte man dieses Jahr selbst ohne Dividenden 3,5% gewonnen. Das schlechtere Abschneiden ist kein Ausreisser: Seit dem Krisenjahr 2008 haben Hedge Funds Jahr für Jahr weniger Rendite abgeliefert als der Aktienmarkt (vgl. Grafik). Vorbei sind die Zeiten, als Gurus wie George Soros über Jahre Renditen von 30% erzielten.

Hedge Funds sind relativ unregulierte Anlagefonds, die ein absolutes Renditeziel verfolgen und die Wetten auch mit grossem Hebel und mit Leerverkäufen umsetzen. Die Manager werden dafür bezahlt, dass sie Marktrisiken reduzieren und sich gegen grössere Verluste absichern. Dass sie in einer Hausse dem Aktienmarkt hinterherhinken, liegt deshalb in der Natur der Sache. Enttäuschend ist dagegen, dass sie auch in anspruchsvollen Börsenjahren wie 2011, 2015 und 2016 das Nachsehen haben. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass Indizes die tatsächliche Performance der Branche überschätzen, weil die schlechten Fonds geschlossen werden und aus der Indexberechnung herausfallen. Survivorship-Bias wird die Verzerrung genannt. «Zwischen der kolportierten und tatsächlichen Rendite liegen Welten», sagt Pirmin Hotz, unabhängiger Vermögensverwalter aus Baar.

Gebühren fressen Rendite

Hedge-Funds-Befürworter führen ins Feld, die Performance müsse risikoadjustiert betrachtet werden. «In den letzten Jahren haben Hedge Funds etwa den Ertrag des Aktienmarkts erzielt, jedoch mit viel geringerer Volatilität», sagt Philippe Ferreira, Stratege für alternative Anlagen bei Lyxor Asset Management, einer Tochter von Société Générale. Langfristig sieht die Bilanz auch unter Berücksichtigung des Risikos wenig berauschend aus. Ein schwankungsarmes Portfolio aus 60% Aktien und 40% US-Staatsanleihen hat seit 2008 einen durchschnittlichen Hedge Fund um Längen geschlagen. Mögliche Gründe für die schlechte Kursentwicklung werden viele genannt. «Das tiefe Zinsniveau ist sicher ein Problem», sagt Peter Meier, Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). «Hedge Funds können grosse Cashpositionen aufbauen, wenn es sinnvoll erscheint», erklärt Meier. Aber dort ist die Rendite null oder negativ.

Die Gebühren sind ebenfalls ein Performancekiller. Sie fallen bei den niedrigen Bruttorenditen besonders ins Gewicht. Auch wenn ein Umdenken in der Branche stattfindet, sind sie immer noch deutlich höher als bei normalen Anlagefonds. Früher galt das Gebührenmodell Two-Twenty. Es stand für 2% Verwaltungsgebühr und 20% Performancegebühr, mit der die Manager am Erfolg des Fonds teilnahmen. «Heute steht das Verhältnis im Mittel bei 1,7% zu 17%», sagt Ferreira. Der Basler Finanzprofessor Erwin Heri schätzt, dass für den Anleger zwischen 2 und 5% Kosten pro Jahr anfallen. Für Vermögensverwalter Hotz haben die Probleme der Hedge Funds nicht zuletzt damit zu tun, dass sich die Manager bezüglich Prognosefähigkeit überschätzen. «Die neuen Informationstechnologien sorgen dafür, dass die Finanzmärkte heute sehr rasch und effizient reagieren.» Praktisch alle Informationen seien für alle gleichzeitig verfügbar und sofort in den Kursen enthalten. Es gibt kaum mehr Ineffizienzen, die clevere Investoren ausnützen können.

Die Guten ins Töpfchen

Der Index bildet den Gesamtmarkt ab. Natürlich gibt es zahlreiche Fonds, die über Jahre ansprechende Renditen erwirtschaften. Auch sind derzeit gewisse Stilrichtungen erfolgreicher als andere. Die Schwierigkeit ist aber, die guten Manager und die richtigen Strategien zu wählen. «Professionelle Investoren mit eigenem Know-how können das», sagt Meier. Für Privatanleger seien jedoch Dachfonds, die die Selektion übernehmen, die einzige Alternative. Dadurch fallen zwar die Gebühren doppelt an, doch in der Regel bekämen die sogenannten Funds-of-Funds bei den Managern Rabatt.

In den USA, wo Pensionskassen traditionell stärker in Hedge Funds engagiert sind als in Europa, häufen sich wegen der schlechten Performance die Rücknahmen. So liquidierte jüngst die Pensionskasse der New Yorker Beamten ihr Hedge-Funds-Portfolio von 1,4 Mrd. $. Anders in Europa: Dort finden vor allem reguliertere, Ucits-konforme Hedge Funds unter neuen Namen wie Absolute Return und Alternative Ucits Anklang. Allein im ersten Quartal sind laut Lyxor 8 Mrd. € in diese Fonds geflossen, während traditionelle Anlagen Abflüsse verzeichnen. Auch Schweizer Pensionskassen haben laut CS-Index in den letzten zwei Jahren die Hedge-Funds-Quote von 2 auf 2,6% erhöht. Die ausgewiesenen Renditen dürften jedoch kaum der Grund des Interesses sein. Vielmehr sieht es nach dem Versuch aus, Negativzinsen und teuren Aktienmärkten auszuweichen. Hedge Funds bleiben die Rendite schuldig.


11. Juni 2016

Autoren

PETER ROHNER


Kategorien
  • Alternative Anlagen
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